Jahresversammlung der Trianon Sammelstiftung: Fokus ... und für die nächsten 20 Jahre? Teil 1

Wie üblich finden im September die Jahresversammlungen der Trianon Sammelstiftung statt. Eröffnet wurde der Reigen in französischer Sprache am 13. September 2018 im beeindruckenden Ambiente des Olympischen Museums in Lausanne.

Die Jahresversammlung ist natürlich Anlass für die Vorstellung des konsolidierten Jahresabschlusses der Trianon Sammelstiftung, der wieder einmal eine solide Finanzlage und ein erfreuliches Wachstum belegte. Sie bietet aber auch die einmalige Gelegenheit zum Austausch und zum Teilen von Informationen zu vielen interessanten Themen im Bereich der Altersvorsorge. Dieses Jahr feierte die Trianon Sammelstiftung ihr 20-jähriges Bestehen – eine gute Gelegenheit, um über die Herausforderungen für die weitere Entwicklung unseres Vorsorgesystems in den nächsten 20 Jahren nachzudenken.

Vor dem Hintergrund sich abzeichnender Umwälzungen durch die demografische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung sprachen mehrere prominente Fachleute über ihre Vision der beruflichen Vorsorge von morgen. Dabei wurden ebenso unterschiedliche wie neuartige Perspektiven wie die Infragestellung bestimmter Paradigmen der Vermögensverwaltung, die Zukunft der beruflichen Vorsorge aus politischer und gewerkschaftlicher Sicht oder die Entwicklung der Langlebigkeit aus Sicht der Genetik angesprochen! Wie schon im vergangenen Jahr konnten wir erneut auf Esther Mamarbachi, Journalistin und Produzentin bei RTS, zählen. Sie moderierte die Vorträge und Gespräche hochinteressanter und hochqualifizierter Referenten.

Die Vorträge fanden grossen Anklang. Gerne möchten wir den Inhalt mit Ihnen teilen. Daher freuen wir uns, Ihnen heute eine Zusammenfassung des ersten Vortrags übermitteln zu können, der sich einem überaus aktuellen Thema widmete:

Ist eine Anlagendiversifizierung auch weiterhin die optimale Strategie? Welche Risiken sind mit langfristigen Anlagen verbunden?

Veronica Weisser, Finanzanalystin und Vorsorgeexpertin bei UBS, fand einen hervorragenden Gesprächseinstieg, indem sie das Thema des «dritten Beitragszahlers», sprich Anlagen, unter dem Blickwinkel ihrer Diversifizierung und der langfristigen Risiken ansprach.

Ziel der Diversifizierung ist es, eine starke Volatilität einer einzelnen Anlageklasse zu vermeiden und diese Volatilität durch die Kumulierung mehrerer Anlageklassen, die nur gering miteinander korrelieren, auszugleichen. In den vergangenen 20 Jahren versuchten die Pensionskassen oft dieses Ziel zu erreichen, indem sie Anleihen als Hauptanlageklasse nutzten und die Anlagen mit einem mehr oder weniger hohen Anteil an Aktien sowie anderen Anlageklassen wie Immobilien oder alternativen Anlagen diversifizierten.

Ist diese Strategie in den nächsten 20 Jahren noch sinnvoll? Frau Weisser beantwortet dies mit einem entschiedenen Nein. Der Grund, warum die Strategie einer Diversifizierung Anleihen/Aktien in jüngster Vergangenheit gut funktionierte, ist die Blase des Anleihemarktes, die durch den kontinuierlichen Zinsrückgang hervorgerufen wurde. Schematisch dargestellt sanken die Anleiherenditen, als die Aktienmärkte negativ waren, und ihre Preise stiegen folglich. Als sich die Aktienmärkte aber wieder erholten, gaben die Anleihen nicht nach, da die Zinsen nicht wieder stiegen. Dieser «Bond Bull Market» besteht jetzt jedoch nicht mehr und das erfordert grundsätzliche Überlegungen zur künftigen strategischen Allokation des Vermögens von Pensionskassen.

Frau Weisser zufolge besteht der Schlüssel für diese Überlegungen in dem Willen oder der Fähigkeit von Pensionskassen, sich als langfristige Anleger zu positionieren. Ist die Kasse in der Lage, sich wie ein Investor zu verhalten, der allein auf langfristige Performance abzielt? Kann sie mit den Risiken umgehen, die mit den zyklischen Marktkrisen und ihren Auswirkungen auf ihren Deckungsgrad und ihre finanzielle Gesundheit verbunden sind? Der potenzielle Diversifizierungsgrad ihrer Anlagen ausserhalb des Anleihemarktes hin zu einem grösseren Aktienanteil sowie anderen illiquiden oder alternativen Anlageklassen, die in Bezug auf die Performance billiger sind, hängt zu einem grossen Teil von der Antwort auf diese Fragen ab.

Auf die Anlageberater warten damit schwere und folgenreiche Entscheidungen in einem schwierigen Umfeld. Tatsächlich waren die beiden letzten Jahrzehnte die erfolgreichsten in der gesamten Börsengeschichte, was eine mehr oder weniger kurzfristige erhebliche Korrektur immer wahrscheinlicher macht. Zu den von Frau Weisser genannten Risiken zählen der von der Trump-Regierung ausgelöste Handelskrieg, die Möglichkeit einer massiven Zinsanhebung durch die FED, eine «Japanisierung» der Weltwirtschaft oder auch eine Krise des Immobilienmarktes infolge eines Zinsanstiegs.

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Nach diesem herausragenden Vortrag stellte sich Aldo Ferrari, Vizepräsident der Unia und Mitglied der Oberaufsichtskommission, den schonungslosen Fragen von Esther Mamarbachi. Was hält der angesehene Vorsorgeexperte vom jüngsten Reformprojekt der AHV oder vom Steuerkompromiss/AHV? Und wie sieht der überzeugte Gewerkschafter die längerfristige Zukunft unseres Vorsorgesystems angesichts der Umwälzungen, die auf die Arbeitswelt zukommen? Mehr dazu in unserem nächsten Newsletter, der am 2. Oktober 2018 erscheint!