Generalversammlung der Trianon Sammelstiftung: Fokus ... und in den nächsten 20 Jahren? 2. Teil

Unser letzter Newsletter war der Generalversammlung der Trianon Sammelstiftung vom 13. September 2018 und dem brillanten Beitrag von Frau Veronica Weisser, Finanzanalystin und Vorsorgeexpertin bei UBS, gewidmet, mit dem sie für einen hervorragenden Gesprächseinstieg sorgte, indem sie die Diversifizierung und mit langfristigen Risiken verbundene Anlagen erörterte.

Wir freuen uns, Ihnen heute eine Synthese des zweiten Beitrags an der Generalversammlung vorzustellen, in dessen Rahmen Herr Aldo Ferrari folgendes Thema diskutierte:

Evolution des Sozialversicherungssystems und der Sozialabsicherung? Ist alles am Zusammenbrechen?

Herr Aldo Ferrari, Vizepräsident der Unia, Präsident der CIEPP, Mitglied des Stiftungsrats von Ethos und Mitglied der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge OAK BV, ist ein anerkannter Vorsorgeexperte. Im Rahmen der Fragen von Esther Mamarbachi lenkte er die Aufmerksamkeit des Publikums auf verschiedene Themen des aktuellen und künftigen schweizerischen Sozialversicherungssystems.

Gemäss Herrn Ferrari sollte unser Land, das sich glücklich schätzen kann, mit seinem Drei-Säulen-Prinzip über eines der besten Systeme der Welt zu verfügen, sich einer natürlichen Anpassung unterziehen. Die Altersvorsorge 2020 stellte eine Möglichkeit dar, zumindest für die nächsten 10 Jahre konkrete und globale Lösungen bereitzustellen, allerdings wurde das Programm aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt. Hier ist ein rascher Neubeginn erforderlich, da die vorhandene Lücke sich mit jedem Jahr weiter öffnet und die Kosten in die Höhe getrieben werden.

Mit dem Vorschlag, die beiden ersten Säulen separat zu reformieren, zog der Bundesrat die Lehren aus dem Scheitern der Vorsorge 2020. Er legte das neue Projekt «AHV 21» vor, während die Sozialpartner ihre Vorschläge zur Reform der 2. Säule einreichen müssen. Also werden mit dem Projekt «AHV 21» zwei Themen aufgegriffen, die offensichtlich bereits zum Scheitern der Vorsorge 2020 beigetragen haben, und zwar die Erhöhung des Frauenrentenalters und die Mehrwertsteuererhöhung. Aldo Ferrari sieht in der erneuten Präsentation derselben Lösungen eine Absage an die Demokratie, die das Projekt in seiner jetzigen Form inakzeptabel macht. Er befürchtet jedoch, dass das Schweizer Volk den Vorschlag eher aufgrund von Resignation als von Überzeugung akzeptieren könnte.

Auf den aktuell im Parlament diskutierten «Steuer-AHV-Deal» angesprochen, sieht Aldo Ferrari hier eine pragmatische Lösung, mit der gleichzeitig zwei Probleme bewältigt werden könnten: die Durchführung der erforderlichen Unternehmenssteuerreform bei gleichzeitiger Sanierung unseres Rentensystems ohne Leistungskürzung. Aktuell liegt ebenfalls die Empfehlung der Eidgenössischen Vorsorgekommission zur Senkung des Mindestzinssatzes auf 0,75 % vor, wobei Herr Ferrari diesen Vorschlag im Zusammenhang mit der aktuellen Inflationsrate und der guten Erträge 2017 für inkohärent hält.

Aldo Ferrari vertritt die Auffassung, dass unser Drei-Säulen-System trotz der Verwerfungen in der Gesellschaft und der Arbeitswelt Bestand haben wird. Allerdings stellen die Auswirkungen der Digitalisierung und die vermehrten Erwerbsunterbrüche oder die steigende Zahl der Selbstständigerwerbenden ebenfalls Herausforderungen dar, die vom System zu schultern sind. Im Übrigen entspricht die 2. Säule eindeutig nicht mehr bestimmten Entwicklungen, und der Wandel hin zur Individualisierung wurde sichtlich zu weit getrieben.

Selbstverständlich werden sich weitere Themen auf den künftigen Vorsorgemarkt auswirken. Hierunter befindet sich der vollständige Rückzug der AXA aus dem Versicherungsmarkt, was auf die Schwierigkeiten hindeutet, mit denen sich dieses Modell aktuell konfrontiert sieht. Ungeachtet dessen, dass unsere Vertreter im Bundeshaus durch den Rückzug der Versicherung die berufliche Vorsorge bereits gefährdet sahen, ist festzustellen, dass dies nicht der Fall ist. Und schliesslich ist die Reduzierung der Anzahl der Pensionskassen eine Tendenz, die sich unweigerlich fortsetzen wird, da lediglich eine minimale Struktur erforderlich ist, um ihren Fortbestand zu sichern.


Ein herzliches Dankeschön an Herrn Ferrari für seine kompetenten und überzeugenden Antworten auf die Fragen/Antworten von Frau Mamarbachi. Im Anschluss an dieses Gespräch legte Herr Denis Duboule, Professor für Genetik und Genomik an der Universität Genf, die Entwicklung der Langlebigkeit aus Sicht der Genetik dar. Besitzen wir in unseren Chromosomen genaue Informationen über unsere Lebensdauer? Ist durch den Einsatz der Genetik eine wesentliche Ausweitung dieser Lebensdauer zu erwarten? Die Antwort darauf und die Entschlüsselung dieser spannenden Frage finden Sie in unserem nächsten Newsletter, der am 9. Oktober erscheint.